Als wir uns am Dienstagabend des 30. August 22 beim Amtshaus trafen, war viel Vorfreude und eine gewisse Anspannung bei uns Musikanten spürbar. Wir hatten schon lange keine Show mehr aufgeführt und unter Werner Horber sollte es sogar eine Premiere werden. Nach einer regenreichen Carfahrt erreichten wir Avenches, als es bereits dunkel war, was uns aber nicht von einer ersten Stellprobe abhielt. Zum ersten Mal Arenaluft schnuppern, zum ersten Mal in Formation durch den Tunnel marschieren, zum ersten Mal realisieren, dass es nun endlich losging. Natürlich passte da noch nicht alles, was aber auch zu erwarten gewesen war. Müde aber weitgehend zufrieden fielen wir – endlich im Hotel in Fribourg angekommen – ziemlich bald ins Bett (was die nächsten Nächte anders werden sollte, aber dazu später mehr …).
Am Mittwoch standen sechs Stunden in der Arena auf dem Programm – vier für Proben des Gesamtchors (also zusammen mit allen teilnehmenden Musikanten) sowie deren zwei für unsere eigene Show. Es war tagsüber in der Arena sehr warm, was die Anstrengung noch zusätzlich verstärkte. Wir liessen es uns aber nicht nehmen, mit unseren internationalen Registergspänli ein bisschen zu plaudern und zu fachsimpeln. Die meisten von ihnen waren Berufsmusiker und wir konnten das eine oder andere von ihnen lernen.
Während wir mit Proben beschäftigt waren, sorgten andere für unser Wohl. Als wir erneut spätabends ins Hotel kamen, war ein Bierfässli für uns eingetroffen (herzlichen Dank an dieser Stelle vor allem an Martin!). So konnten wir uns und die Kameradschaft feiern – was wir auch für den Rest der Reise jeden Abend taten. Wir diskutierten, sangen und feierten jeweils bis nach vier Uhr in der Früh (also zumindest einige von uns). Diese Abende haben unserem Verein sehr gutgetan. Zwar kamen wir so zu (noch) weniger Schlaf; dafür stand nach einer sehr langen Zeit wieder die Kameradschaft im Mittelpunkt. Wir sassen mal bei einem neuen Gspänli am Tisch, stiessen mit einer Person an, mit der wir schon lange keine Zeit für einen Schwatz hatten oder tanzten mit unseren Registerkollegen zu Dancing Queen von ABBA.
Die ersten offiziellen Shows fanden am Donnerstag statt: am Nachmittag zuerst für die Schüler von Avenches, am Abend dann für das «richtige» Publikum. Und ich wage zu behaupten, dass auch die alteingesessenen Hasen etwas Gänsehaut hatten, als es im Tunnel dann «Band stand by – open the gate» hiess. Die erste Show am Donnerstagabend klappte nicht schlecht, unsere 10 Minuten waren gefühlt aber sehr schnell vorbei. Danach hiess es nochmals rund eine Stunde Warten bis wir zum Finale auflaufen durften – Zeit, die wir wieder zusammen mit Diskutieren und Lachen verbringen konnten.
Da unser Platzkonzert am Freitagnachmittag in Bern kurzfristig abgesagt wurde, hatten wir fast einen Ruhetag. Am Mittag waren wir, zusammen mit allen anderen Teilnehmenden, auf dem Campingplatz in der Nähe zum Brunch eingeladen. Einige von uns blieben auch danach noch dort, badeten im See, spielten UNO und assen Pizza. Der nächste Fixtermin war erst um 21 Uhr, als die nächste Show auf dem Programm stand. Wir steigerten uns im Vergleich zum Donnerstag und konnten nun sogar das Publikum etwas geniessen.
Von Ruhetag konnte am Samstag hingegen nicht die Rede sein! Ein Platzkonzert am Morgen auf dem oben bereits angesprochenen Campingplatz, die Parade durch Avenches sowie zwei Shows waren geplant. Und die Wettervorhersagen waren nicht vielversprechend. So packten wir – zusätzlich zu unserem üblichen Material – noch den Regenschutz sowie die kleine Pelerine für den Hut ein. Aber Petrus ist definitiv ein Freund der Polizeimusik Zürich Stadt und schickte uns, genau zum Konzertbeginn am Morgen, die ersten Sonnenstrahlen des Tages. Dementsprechend viele Zuhörer durften wir auf dem Camping zu unserem Ständli begrüssen; darunter sogar einige von Zürich angereiste Fans. Es folgte ein Mittagessen mit einem kalten Plättli, Pommes und Waffeln in verschiedenen Geschmacksrichtungen. So fühlten wir uns optimal gestärkt für den Umzug, der aber kürzer als erwartet ausfiel. Wir konnten nicht mal zwei Märsche zu Ende spielen.
So hatten wir etwas mehr Zeit, um uns musikalisch und geistig auf die beiden letzten Shows vorzubereiten oder Freunde und Familie vor Ort zu begrüssen. Und dann konnten wir noch zweimal die tolle Stimmung in der Arena, aber auch hinter den Kulissen erleben; konnten uns bei Standing Ovation feiern lassen; konnten den Applaus der anderen Musikanten bei unserem Auszug miterleben. Und wahrscheinlich hatte der eine oder andere von uns am Samstag auch ein bisschen feuchte Augen, als der letzte Vorhang fiel.
Nun ist die Reise also vorbei, die Hemden sind gewaschen, die Arbeit im Büro schon wieder aufgenommen. Aber Avenches hallt immer noch nach. Ich glaube, wir dürfen mit Stolz sagen, dass wir unsere Sache gut bis sehr gut machten und mit den Profi-Vereinen weitgehend mithalten konnten. Jedenfalls wurden die Bilder, die nach den Shows die Runde machten, fast immer mit einigen «Ahs» und «Ohs» kommentiert und von Schulterklopfen begleitet. Wir konnten die Kameradschaft im Verein stärken und haben uns in und neben der Arena von unserer besten Seite gezeigt. Das alles zaubert mir ein dickes Lächeln ins Gesicht, wenn ich an die letzte Woche zurückdenke …
Ausführlicher Bericht
Einen ausführlichen Bericht zu Avenches, geschrieben von unseren drei SJMUZ-Aushilfen, finden Sie in den nächsten Herold News. Sollten Sie diese noch nicht erhalten, melden Sie sich gerne bei info@polizeimusik.ch.